Interview mit Gabriela Kasperski

Müssten wir Gabriela Kasperski in einem Wort beschreiben, wäre „vielseitig“ eine äußerst treffende Wahl. Als studierte Schauspielerin war sie für Engagements unter anderem in Berlin. Später als Moderatorin im Radio- und TV- Bereich tätig, schreibt sie heute Bücher – von Krimis bis zu Kinderbüchern. Nun lebt sie mit ihrer Familie in Zürich und verbringt den Sommer am liebsten in der Bretagne. Mit uns spricht Gabriela Kasperski über Paul Blom, Ruby Kosa und Gemeinsamkeiten zwischen Einkaufslisten und Kriminalromanen.

An welchem Ort schreiben Sie am liebsten und wie sieht dieser Ort aus? 

An unserem Küchentisch. Ich sehe quer durch die Küche bis zu einem großen Fenster, mit Blick auf den Himmel, die Dächer der Altstadt, und am unteren Bildrand auf die Limmat. Eine sehr tolle und inspirierende Aussicht. Der Tisch ist auch okay. Das Laptop ebenfalls, und auch die Tasse Tee. Mehr brauch ich nicht. 

Wie kommt es, dass Sie auf der einen Seite Kinderbücher und auf der anderen Seite Krimis schreiben? Schließlich sind das ziemlich unterschiedliche Richtungen.  

Finden Sie? In meinen Kinderbüchern gibt es immer auch Krimielemente, in meinen Krimis leichtsinnige und freie Momente, wie sie nur Kinder erleben können. Im Ernst, für mich spielt das keine Rolle. Jedes Buch, jede Serie hat eine eigene Schwingung und je nach Figuren, je nach Genre kommen dann bestimmte Elemente dazu. 

Ihr neuer Krimi „Diesseits vom Jenseits: Der erste Fall für Friedhofsgärtner Paul Blom“ spielt hauptsächlich auf einem Friedhof. Warum haben Sie sich gerade für den Zürcher Friedhof Enzenbühl als Schauplatz entschieden? 

Eigentlich sind es zwei Friedhöfe, der Enzenbühl und der Londoner Fulham Friedhof. Friedhöfe faszinieren mich als Spiegel der Gesellschaft. Jeder Stein, jede Pflanze, jede Skulptur birgt eine Geschichte. Es sind Orte der Trauer, des Verlustes, des Rückzugs, des Alleinseins, der Ruhe, der Besinnung, der Heiterkeit, des Heimlichen, des Gruseligen und der Freiheit.
Ich habe einige Jahre zwischen den Friedhöfen Enzenbühl und Rehalp gelebt, von meinem Arbeitszimmer aus habe ich direkt auf den Friedhof gesehen. Das hat mir rund um die Uhr (also 24/7) Einblick in den Friedhofsalltag ermöglich. Ich habe das Bestattungs- und Gartenpflegeteam kennengelernt und sie haben ihren Alltag ein wenig mit mir geteilt. Das war echtes Autorinnenglück. Abgesehen davon ist der Friedhof Enzenbühl mit seiner Lage hoch über dem See, der Aussicht auf den Üetliberg und die Stadt, dem wunderbaren alten Baumbestand, der Grabmalausstellung, dem Weinberg, den wilden Wiesen, den schattigen Nischen, den vielfältigen Gräbern und der frisch renovierten Friedhofskapelle eine, um die Filmsprache zu verwenden, unglaubliche Location.  

Gibt es für die beiden Hauptfiguren Paul Blom und Ruby Kosa reale Vorbilder?  

Reale Vorbilder nicht, aber ich hatte von Anfang an SchauspielerInnen im Kopf.   
Paul Blom, das ist Bill Nighy mit etwas Liam Neeson, während Ruby Kosa… nun, Emilia Clark wäre eine Traumbesetzung. Träumen darf man ja… oder? Ich wollte einen Anwalt, smart und innerlich erstarrt, der als Friedhofsgärtner seine erdige Seite entdeckt, und eine vibrierende junge Historiker-Podcasterin, mit Geldproblemen, Freiheitsdrang und einer übergriffigen Mutter, Besitzerin von Olgas Waschsalon, dem  Dreh- und Angelpunkt von allen möglichen Gerüchten. 

Beschreiben Sie „Diesseits vom Jenseits“ bitte einmal in 5 Wörtern.  
Sozialmistery-Krimi-Dramedy –reflektierend unterhaltsam. 

Worauf können wir uns bei Paul Blom in Zukunft besonders freuen? Was erwartet uns noch? 

Auf vibrierende Figuren, auf eigenwillige Fälle, immer auf dem Seil zwischen Leben und Tod tanzend, nah am Alltag, traurig und versponnen, mit leisem Humor.  Und auf geschichtsreiche und eigenwillige Schauplätze. Mein Plan ist, in jedem Band zwei gegensätzliche Friedhöfe zu verbinden. Die Liste ist lang: vom Glasnevin, dem Zentralfriedhof, dem Père Lachaise, dem Friedenau bis zum Zürcher Sihlfeld.  

Haben der Plot für eine Geschichte und die Einkaufsliste vor einem Supermarktbesuch etwas gemeinsam? 

Naja… in dem Sinne, dass sich sowohl Plot als auch Einkaufsliste anders entwickeln können, als sie geplant waren. Der Grad der Abweichung ergibt das Funkeln.  

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