“Mich reizt die Dunkelheit im Guten”. Petra Hammesfahr im Interview

Nervenzerreißende Spannung und komplex gezeichnete Figuren jenseits aller Klischees von Gut und Böse: Seit Jahrzehnten gehört Petra Hammesfahr zu den bekanntesten Autorinnen Deutschlands. Und auch im Ausland läuft es prächtig: “The Sinner”, die Netflix-Adaption ihres Bestsellers “Die Sünderin”, begeistert bereits in der vierten Saison das Publikum. Saga Egmont veröffentlicht eine Reihe Hammesfahr-Klassiker im Audioformat. Den Anfang macht, wie könnte es anders sein, “Die Sünderin”. AUDIOBUCH-Lektor Maik Reumann hatte die Gelegenheit, der Autorin ein paar Fragen zu stellen.

Ihre Romane sind für vielschichtige Charaktere bekannt. Was reizt sie mehr: Das Menschliche im Bösen oder die Dunkelheit im Guten?

Dem Menschlichen im Bösen bin ich bisher noch nicht begegnet. Wer von Grund auf böse ist, verfügt nicht mehr über Menschlichkeit. Ich habe nur einmal in einem Roman davon gelesen, dass solch ein Unmensch seinen Hund liebte. Das möchte ich aber nicht als menschliche Regung bezeichnen. Mich reizt eindeutig die Dunkelheit im Guten mehr, weil es jedem Menschen passieren kann, dass er oder sie – bis aufs Blut gereizt, einfach nur noch Schaden zufügen oder töten will.

Muss man entspannt sein, um auf spannende Ideen zu kommen?

Ein klares Ja. Unter Stress fällt mir nichts ein. Die besten Ideen kommen mir am frühen Morgen, wenn ich tiefenentspannt und mit noch leicht vom Schlaf benebelten Hirn mein Immunsystem eine Stunde lang an der frischen Luft auf Trab bringe, bei Wind und Wetter. Das heißt nicht, dass mir jeden Morgen ein neuer Roman einfällt. Meist sind es nur Änderungen an der gerade aktuellen Arbeit, die dann zu weiteren Szenen oder überraschenden Wendungen führen. Ich kann einen Roman nicht planen wie viele andere. Ich lasse die Geschichten kommen.

Was ist ihr Lieblingsort für einen guten Mord?

Mein Lieblingsort für einen guten Mord ist eindeutig der Schreibtisch, wo die am Morgen gesammelten Früchte Form annehmen und verarbeitet werden. Dabei möchte ich auch nicht gestört werden, deshalb hängt an der Tür des Arbeitszimmers die Warnung: „Bitte nicht während der Arbeit ansprechen.“ Der Spruch geht noch weiter, aber was passiert, wenn die Warnung ignoriert wird, verrate ich lieber nicht, sonst sind wir gleich wieder beim Mord.

Und wie steht es um ihre TOP 3-Todesarten für einen guten Krimi oder Thriller?

Favoriten bei den Todesarten habe ich nicht. Die ergeben sich aus der Geschichte. Es hängt davon ab wer wen tötet und warum.

Können Ihre Fans Sie dieses Jahr wieder live erleben?

Es sind einige Lesungen geplant. Bei „Mord am Hellweg“ bin ich im Oktober 2022 zweimal dabei. Weitere Termine sind noch in der Verhandlung, werden aber rechtzeitig auf meiner Autorenseite bei Penguin Randomhouse und auf Facebook bekannt gegeben.

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